Warum Kojote? 

Weil er wunderbare Geschichten erzählt und neue Wege geht.

Weil er über sich selbst lacht und das Leben nicht zu ernst nimmt.

Weil er kreativ ist.

Weil er Farbe ins Leben bringt.

Weil er tanzt – und nicht marschiert.

Weil er ein herrlich intelligenter „Kopfgeldjäger“ ist, der den Kopf ins Herz
befördert.

Weil er mit dem Tod ins Leben tanzt.

Weil er wild und ungezähmt ist – und den Verstand nur für unwesentliche Dinge nutzt.

Weil er von ganzem Herzen lachen kann, während andere das Leben ernsthaft enträtseln wollen.

Weil er nicht an der Wahrheit interessiert ist, sondern diese lebt.

Weil er Paradoxie und Absurdität liebt – und keine geraden Linien, die die Welt vermessen.

 

Der Weg des Kojoten führt durch wegloses Land, nur manchmal kreuzt er bekannte Wege, um frische Inspiration aus dem Unbekannten zu bringen.
Dann lebt Kojote an der Grenze zwischen Altem und Neuem, zwischen Bekanntem und Unbekanntem.
Dort – genau dort – kannst du ihn treffen!

 

Kojote und ich

Ich bin über Kojote in der Wildnis New Mexicos gestolpert.
Zuvor hatte ich schon Begegnungen mit Kojoten – unter anderem in Death Valley.
Kojote gilt in der indianischen Mythologie als Trickster, als Schöpfer und magisches Wesen.

Er wird verehrt und zum Teil auch wegen seiner unberechenbaren Art gefürchtet.
Kojote werden Wunderdinge zugeschrieben: So soll er den Menschen die Pferde geschenkt, das Feuer gebracht und die Sterne an den Himmel geworfen haben.
Er verwandelt sich gerne in eine menschliche Gestalt: In den legendären Old Man Coyote.

Dieser Old Man Coyote tritt auf in meinem Roman „Kopfsprung ins Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem sprengte“.
Und Kojote begleitet mich in meinem Leben, meiner Arbeit, meinen Beziehungen und meiner spirituellen Reise, die eigentlich keine Reise ist.

„Kojote-Medizin“ ist auch fixer Bestandteil in meiner Arbeit als Visionssucheleiter, Lehrer, Mentor, Autor und Naturcoach. Oftmals verwende ich auch die englische Schreibweise Coyote – besonders auch als Abkürzung für Old Man Coyote.

Old Man Coyote und der Wissenschaftler

Eines Tages kam ein Wissenschaftler zu Old Man Coyote. Er hatte von ihm gehört – die Leute erzählten, er wäre ein außergewöhnlicher spiritueller Meister. Aber irgendwie nicht zu bändigen und etwas verrückt.

Der Wissenschaftler war stolz, denn er war der Erste, der Coyote erforschen durfte.
Gleich zu Beginn seiner sehr ernsthaften Untersuchungsreihe schob der Wissenschaftler Coyote in eine Röhre. „Ich werde Ihr Gehirn vermessen. Mit bildgebenden Verfahren“, meinte er.
„Schön“, sagte Coyote. „Ich liebe Bilder.“
Als Coyote wieder aus der Röhre kam, war der Wissenschaftler kreidebleich.
„Und wie sind die Bilder?“, erkundigte sich Coyote.
„Ich kann nichts in Ihrem Hirn entdecken. Das ist leer.“
„Ja, die Leere“, lächelte Coyote. „Schön.“
„Ja – und wie denken Sie dann?“, wollte der Wissenschaftler wissen.
„Ach so. Denken. Ja, das mache ich mit den Füßen. Mein Kopf ist nur ein Empfänger – da kommen die Gedanken rein.“

Coyote und die Maschine

„Hier produzieren wir alles – sogar spirituelle Produkte. Maßgeschneidert für jeden und jedermann.“
„Toll“, sagte Coyote.
„Aber wie machen Sie das?“, wollte er wissen.
„Wir reagieren auf Bedürfnisse – und erschaffen welche, wenn es sein muss. Und dann brauchen wir viel Material. Lebendiges Material.“
„Tolle Maschine“, meinte Coyote, „Sie nehmen also den belebten Dingen das Leben weg, schieben es vorne in die Maschine rein – und hinten kommen leblose Produkte raus. Diese vermessen und verpacken Sie und dann verkaufen Sie den leblosen Leuten leblose Produkte. Und das nennen Sie sogar spirituell?“
Coyote lachte.

„Ja, sicher“, meinte der groß gewachsene Mann. „Das ist unser Geschäft. Alle profitieren davon.
Wir wachsen ständig. Wir heben seit Jahren das Produktionstempo an, weil es so gut läuft.“
„Darf ich Ihnen auch lebendiges Material liefern?“
„Sicher, deswegen haben wir Sie ja auch eingeladen. Unsere Maschine ist hungrig.
Die saugt gekonnt das Leben raus – und verwendet dieses als Energie. Aus dem Reststoff fertigt sie die Produkte. Die Maschine produziert fast schon in allen Ländern dieser Welt.“
„Sie wollen mich wohl ausstopfen und als Trophäe verkaufen?“
Coyote blickte argwöhnisch.
„Nein, nein“, zischte der Mann. „Aber tun Sie weiter, Herr Coyote. Zeit ist Geld.“

So stellte sich Coyote vor die riesige Energie-Ansaug-Öffnung der Maschine.
„Nun, bitte sputen Sie sich“, erklärte der Mann, „wir müssen Ihre Energie dann
auch formen und verpacken, bevor wir sie verkaufen.“
„Ich weiß“, lächelte Coyote, holte tief Luft und rülpste in die Maschine.
„So bekommen wir aber nur verpackte, heiße Luft“, schrie der Mann. „Wir wollen aber spirituelle Energie!“
„Okay, verpackte warme Luft – das kennen Sie ja schon von Ihren Fertigprodukten“, lächelte Coyote.

Dann blickte er in den Schlund der Maschine, von der Unmengen an Kabeln in ein Rechenzentrum mit modernsten Computern führten.
Er holte tief Luft – und dann lachte er das Große Lachen. Er schüttelte und krümmte sich, wälzte sich am Boden und streckte alle Viere von sich.
Die Maschine saugte sein Lachen ein, konnte es aber nicht kontrollieren.
Sie zischte und blitzte und schon bald krachte es.
Coyote war aber bald verschwunden, denn er ahnte, was passieren würde.
Sie war die modernste Maschine der Welt – und explodierte nun mit einem gigantischen Feuerball.

Schnell waren die Menschen verschwunden, die früher stets am Ende der Maschine warteten, um ihren kleinen Anteil an der riesigen Produktion zu erhalten. Die meisten Produkte wurden von schwer bewaffneten Söldnern abgeholt. Kaum einer kannte ihr Ziel.

„Sieh nur“, sagte Coyote zu einem Jungen, der ihm nach der Explosion der Maschine nachhause folgte, „jetzt suchen die Menschen keine abgepackten Antworten mehr am Ende der Maschine – jetzt sind sie wieder selbst die Antwort. War Zeit, dass diese Subjekt-Objekt-Umwandlungsmaschine mal etwas zu viel Leben erhalten hat. Man kann das Leben doch nicht abpacken. So ein Witz.“
Dann lachte Coyote – und er und der Junge liefen so lange, bis sie am Ende des Horizonts auf einer Kuppe in der Sonne verschwunden waren.

Mein Freund Steve Seer
erzählt eine Geschichte über Coyote: